Kryptopyrrolurie (KPU)
Was ist Kryptopyrrolurie (KPU)?
Kryptopyrrolurie (KPU) ist eine Funktionsstörung, wahrscheinlich in der Leber, durch die Blutfarbstoff (Häm) nicht richtig abgebaut wird. Die Bruchstücke werden über den Urin ausgeschieden als Pyrrol. Das wäre an sich nicht so schlimm. Allerdings verbindet sich das Pyrrol unlösbar mit Vitamin B6, Zink und Mangan – es entsteht Kryptopyrrol. Dieses wird dann über die Niere in den Urin ausgeschieden.
Im Laufe der Monate und Jahre entstehen durch diesen ständigen Verlust dramatische Mängel an Vitamin B6, Zink und Mangan, die sich drastisch auswirken. Ohne B6, Zink und Mangan funktionieren alle möglichen Dinge nicht mehr richtig im Körper.
Am meisten leiden die Patienten unter den Einschränkungen im Gehirn. Man ist benommen, kann sich Dinge nicht mehr merken, verträgt keinen Lärm und anderen Stress und ist dann wie leer im Kopf. Die Stimmung ist bedrückt, man zieht sich zurück und schämt sich dafür.
Der Grund dafür: Vitamin B6 und Zink werden benötigt, um die wichtigen Neurotransmitter Dopamin und Serotonin zu bilden. Wenn diese Hilfssubstanzen fehlen, kann das Gehirn nicht genug Dopamin und Serotonin bilden. Diese benötigen wir nicht nur zum denken, sondern sie sind auch wichtig für eine zufriedene Stimmung.
Abb. 1: Bei KPU verbindet sich Pyrrol unlösbar mit Vitamin B6, Zink oder Mangan und wird dann über den Urin ausgeschieden
Bei Kindern werden die Auswirkungen eine Kryptopyrrolurie meist als ADS oder ADHS diagnostiziert. Und dann wird nach den eigentlichen Ursachen nicht weiter gesucht, obwohl diese gut behandelbar sind.
Erwachsene versuchen meist, möglichst lange gut weiter zu funktionieren, und verleugnen die Konzentrationsstörungen und Merkstörungen so lange vor sich, bis sie im Beruf versagen. Dann erfolgt die Diagnose durch den Neurologen meist rein beschreibend in Richtung Benommenheit, Konzentrationsstörungen oder sogar als Psychische Störung und es wird nicht nach den wirklichen Ursachen gesucht. Dies ist verheerend, denn es wird den Betroffenen damit nicht geholfen, und es werden Irrwege eingeleitet, die den Zustand zementieren.
Eigentlich können die Betroffenen glücklich sein, wenn sich auch andere körperliche Symptome bemerkbar machen. Denn ein gut ausgebildeter Mediziner/Heilpraktiker wird durch diese Symptome eine Kryptopyrrolurie vermuten und kann sie mit dem Labortest eindeutig feststellen.
Symptome der Kryptopyrrolurie
Meistens sind mehrere der folgenden Symptome anzutreffen. Dazu gehören auch viele Körpersymptome!
Stimmung und Denken
- starke Benommenheit bis hin zur Berufsunfähigkeit
- eine Art Drehschwindel oder Schwankschwindel beim aufrechten Sitzen - kurze aber heftige Attacken, manchmal so stark, dass man sich am Tisch oder Stuhl festhalten muss um die Orientierung zu behalten bzw. wiederzuerlangen
- Konzentrationsstörungen
- Unwirklichkeitsgefühl, als sei man nicht richtig in der Wirklichkeit
- Depression, Minderwertigkeitsgefühle, sondert sich ab, lebt zurückgezogen, Weltschmerz
- Reizüberflutung durch zu viele Reize (Supermarkt, Menschenansammlungen) – ist dann
wie leer im Kopf, kann nicht denken
Angst- und Panikattacken - schnelle Reizüberflutung durch Lärm und durch die Anwesenheit vieler Menschen (Feten, Kneipenbesuch, Schulhof)
- Hörschwierigkeiten bei Lärm - versteht nicht, was gesagt wird
- kann nichts auswendig lernen, merkt sich keine Namen und Gesichter
- schlechtes Kurzzeitgedächtnis (nach 10 Sekunden ist der Gedanke schon wieder vergessen) - muss sich alles aufschreiben
- „sobald im Alltag was anders ist, ist die Sortierung weg, es fällt alles zusammen“
- Träume werden gar nicht oder nur selten erinnert (Hinweis auf eingeschränkte Gehirnleistung)
- als Kompensation oft ausgezeichnetes logisches Denken oder starke künstlerische Neigungen
Weitere Körpersymptome
- überbewegliche Gelenke, manchmal Auskugeln des Schultergelenks
- Mundgeruch
- schlechte Immunabwehr, oft erkältet
- Verdauungsstörungen mit Schmerzen und Beschwerden, Histamin-Unverträglichkeit, Neigung zu andauernden Entzündungen innerlich und äußerlich
- schlechte Entgiftung, verträgt keinen Alkohol („betrunken“ nach einem Bier), verträgt andere Substanzen nicht
- eingerissenes Bindegewebe („Schwangerschaftsstreifen“), Gefahr schwerer Komplikationen durch schwaches Bindegewebe (Aorten-Schäden und andere)
- Menstruationsstörungen, starke Schmerzen während Menstruation
- sehr schwach, Energiemangel, keine Ausdauer (weil ATP Bildung verringert)
- weiße Flecken auf den Fingernägeln
- enge Zahnstellung
- blass, dunkle Augenringe
- …
Typische äußere Erkennungszeichen der Kryptopyrrolurie hat Dr. Kamsteeg gesammelt (Archiversion der Seite von Dr. Kamsteeg)
Abb. 2: Eingerissenes Bindegewebe bei einem 18-jährigen Jungen mit KPU
Einen Eindruck von der Verzweiflung der Betroffenen vermittelt dieser absolut typische Bericht eines Patienten:
Bericht aufklappen
Text folgt
Alle konsultierte Ärzte sagen, sie können nichts finden. Niemand von ihnen suchte nach Defiziten in der Biochemie des Gehirn oder fragte die typischen Ursachen für solche Defizite ab.
Test auf Kryptopyrrolurie
Die Laboruntersuchung ist einfach und bequem. Man schickt von sich eine
Urinprobe an ein Speziallabor und darin misst das Labor die
genaue Menge von Kryptopyrrol. Diese Untersuchung kostet je nach Labor zwischen 15 und 60 Euro.
Die Labore bestimmen teilweise unterschiedliche, aber miteinander verwandte Substanzen – daher die unterschiedlichen Preise.
Meist werden von den betroffenen Patienten alle diese Substanzen ausgeschieden,
weshalb in der Regel der preisgünstigste Test reicht.
Es wäre auch möglich, den Zinkmangel, den Manganmangel und den Vitamin B6-Mangel separat zu untersuchen. Aber das ist sehr viel teurer, und man muss dafür Blut abnehmen.
Manche Menschen verlieren abends mehr Kryptopyrrol, andere morgens. Deshalb sammelt man den Urin von abends bis morgens nach dem Aufstehen in einem metallfreien Gefäß aus Plastik oder Glas.
Das funktioniert auch bei Kleinkindern. Solange Kinder noch Windeln tragen, ist es schwierig.
Abb. 3: Ein KPU Befund mit deutlich erhöhtem Wert
Der Laborwert zeigt ganz genau an, wie stark die Kryptopyrrolurie ist. Er zeigt aber nicht an, wie lange der Patient schon diese wichtigen Stoffe verliert. Bei einem Messwert von „nur“ 120 µg/l können daher die entstandenen Mängel genau so groß sein, wie bei einem Messwert von 160 µg/l, wenn die KPU schon lange bestand.
Die meisten Patienten mit Messwerten über 90 leiden unter sehr schlechter Konzentration, Benommenheit, Verdauungsstörungen, Immunschwäche, überbeweglichen Gelenke bzw. Knirschen in den Gelenken und Bindegewebsschwäche.
Gesunde: | 0 … 40 µg/l |
Vorhandene KPU: | ab 90 µg/l - deutliche Symptome wie Benommenheit, ADS, schlechte Konzentration |
Schwere KPU: | >150 µg/l |
Wenn der Test auf KPU negativ ausfällt, kommen die Ursachen in Frage, die ich auf meiner Seite über Benommenheit und Konzentrationsstörungen beschrieben habe.
Ursache nitrosativer Stress
Mitochondrien bilden den Giftstoff Stickstoffmonoxid (NO), wenn sie
Viren oder Pilze bekämpfen oder bei Unterversorgung, z.B. bei
Durchblutungsstörungen. Dieses NO zerstört Vitamine, es führt zu
Metallverlusten und es hemmt zahlreiche Enzyme.
Die Folge sind
unerklärliche Funktionsstörungen und massive Mangelzustände.
Am stärksten wird Vitamin B12 durch NO zerstört. Deshalb kann man an einem Vitamin B12 Mangel erkennen, ob und wie stark nitrosativer Stress gewirkt hat.
In klin. Studien hat sich gezeigt, dass ein Vitamin B12-Mangel am zuverlässigsten durch die Messung von Methylmalonsäure im Urin bestimmt werden kann. Diese Substanz steigt um so mehr an, je stärker der Vitamin B12-Mangel ist.
Abb. 4: Messwerte für Kryptopyrrol (MVZ Ettlingen) und Methylmalonsäure (Ganzimmun) bis 11/2016 bei meinen Patienten
Die Grafik zeigt Werte für Kryptopyrrol und Vitamin B12-Mangel (Methylmalonsäure) für alle Patienten meiner Praxis, bei denen beides gleichzeitig gemessen wurde. Man erkennt einen erstaunlich deutlichen Zusammenhang zwischen der Stärke des Vitamin B12-Mangels und der Kryptopyrrolausscheidung. Beides zusammen geht auf die selbe Ursache zurück: nitrosativer Stress.
Wie ich feststellen musste, haben einige Labore ihre Messverfahren nicht geeicht. Es gibt Abweichungen bis zum Faktor 3. Daher sind die Zahlenwerte nicht direkt mit den Werten anderer Labore vergleichbar.
Selten sieht man eine Kryptopyrrolurie, ohne dass es Hinweise auf nitrosativen Stress gibt. Diese ist dann angeboren und wird eventuell als eine Mitochondrienfunktionsstörung von der Mutter geerbt.
Wodurch kann eine KPU ausgelöst werden? Ein paar Beispiele aus meiner Praxis:
- nitrosativer Stress durch Schäden im Genickgelenk bei Erwachsenen und Kindern, welche zu Durchblutungsstörungen im Gehirn führt (sehr häufig, ca. 60% meiner Patienten – seltener auch getriggert durch Kieferfehlstellungen)
- nitrosativer Stress durch oft unbemerkte Darmentzündungen, die sonst keine Symptome machen (häufig, ca. 50%)
- Entzündungen durch ungesunde Darmbakterien, Pilze und schleichende Lebensmittelallergien vom Typ IgG (häufig)
- Entzündungen durch Gluten/Weizen (häufig)
- nitrosativer Stress durch Allergien, schwere oder langwierigen Viruserkrankungen (z.B. Herpes, Warzen), Impfungen, Lungenerkrankungen, Neurodermitis ... (häufig)
- nitrosativer Stress durch Schimmelpilzbelastung in der Wohnung oder auf Arbeit (einige Patienten)
- begleitend bei schweren Erkrankungen wie Krebs (sehr häufig, ca. 90%!)
Behandlung der Kryptopyrrolurie
Die Mängel an Vitamin B6, Zink, Mangan und eventuell weiteren
Spurenelementen müssen beseitigt werden. Dafür gibt es
Spezialpräparate. Schon nach einigen Wochen Einnahme fühlt man
sich meist deutlich besser.
Damit die Mängel wirklich verschwinden,
ist jedoch eine deutlich längere Einnahme nötig.
Bei einer erworbenen Kryptopyrrolurie müssen auch die Ursachen
abgestellt werden – meist nitrosativer Stress. Er
entsteht durch Entzündungen z.B. im Darm und bei Durchblutungsstörungen,
vor allem im Gehirn.
Wenn nitrosativer Stress besteht oder bestand,
gibt es meist zahlreiche weitere Vitaminmängel.
Wichtig ist, sich zu Auszeiten und Rückzugsmöglichkeiten zu gönnen. Dann kann das Gehirn in Ruhe Neurotransmitter nachbilden. Reizüberflutungen sind zu meiden.
Bei Kindern kann eine zusätzliche psychotherapeutische oder ergotherapeutische Behandlung hilfreich sein.
Schulkinder
sollten möglichst weit vorne sitzen, damit sie den Lehrer besser verstehen
und sehen.
Klassenräume sollten Gardinen haben, damit die Akustik
besser wird.
Lehrer sollten darauf verzichten, Fakten zu pauken und
mehr Wert darauf legen, den Kindern Zusammenhänge zu erklären.
Denn das logische Denken ist meist bei ADHS Kindern sogar sehr gut
ausgeprägt. Sie können sich nur nichts auswendig merken.
Die KPU ist sehr gut behandelbar, wenn ursächlich behandelt wird. Hingegen hilft eine Diagnose „ADS“ nicht weiter, wenn die einzige Therapie in der Verabreichung von Ritalin und anderen Aufputschmitteln besteht. Das geht am Kern der Erkrankung völlig vorbei.
Homöopathie kann helfen, die Verhaltensmuster zu durchbrechen, in denen die Betroffenen sich befinden. Die derzeit wirksamste Methode zur Bestimmung eines passenden Mittels ist die Polaritätsanalyse nach Heiner Frei.
Bei ADHS – also ADS mit Hyperaktivität gibt es spezielle Empfehlungen, die ich auf meiner Seite über AHDS beschrieben habe.
Links und Literaturquellen
Dr. Bodo Kuklinski: Kryptopyrrolurie, nitrosativer Stress und Mitochondropathie – Artikel von 2004, fasst alle wichtigen Erkenntnisse zusammen und stellt gründlich viele biochemische Auswirkungen und Symptome durch eine KPU dar, nach wie vor hoch aktuell
HPU auf der Seite von Dr. Kamsteeg – verschiedene Informationen über die HPU