Komplementäre Ansätze zur Therapie bei Gicht
Was ist Gicht?
– Wikipedia-Artikel über
Gicht
–
Über
Gicht bei der Deutschen Rheuma-Liga
Gicht entsteht durch Ablagerungen von Harnsäure-Salzen
in Gelenken, Sehnen oder Schleimbeuteln. Die Folge sind
Schwellungen (Gichtknoten) und Entzündungen der Gelenke mit
Schmerzen – vor allem bei Bewegungen. Die Symptome kommen
in Schüben. Zwischendurch kann es beschwerdefreie Zeiten geben.
Am
häufigsten beginnen die Schmerzen in den Grundgelenken der großen Zehen
(siehe Zeichnung oben), aber auch andere Gelenke wie z.B. an Fingern oder
Ellenbogen können betroffen sein.
Durch das Reiben der
Hanrsäure-Kristalle können mit der Zeit echte Schäden der Gelenke
(Arthrose) entstehen.
Als Ursachen kommen in Frage:
– erhöhte Entstehung
von Harnsäure durch falsche Ernährung (zu viele Purine aus Fleisch und
Hülsenfrüchten)
– Störungen im Abbau von Harnsäure (Genschäden,
Alkohol, Fruchzucker, Auswirkungen von Medikamenten, Mängel bei Enzymen
und Hilfssubstanzen)
– gestörte Ausscheidung von Harnsäure über die
Nieren (erblich bedingt, aber auch bei Diabetes und zu viel Alkohol)
Medikamente können die Harnsäure senken, aber sie therapieren nicht die eigentlichen Ursachen. Daher muss die Einnahme meist dauerhaft erfolgen und Nebenwirkungen der Medikamente können zusätzliche Symptome erzeugen.
Komplementäre Behandlungsmethoden setzen daher bei
folgenden Punkten an:
– Auflösen und Ausscheiden der Harnsäure
–
Schaffen der Voraussetzungen für besseren Harnsäureabbau
–
Verringern der Harnsäureentstehung durch Umstellen der Ernährung
–
Unterstützung der Reparatur geschädigter Gelenke
Ernährung bei Gicht
Purine meiden (die meisten Fleischsorten und Nüsse)
Bei Diabetes auf LOGI-Kost umschwenken und den Diabetes ursächlich behandeln lassen (dahinter steckt oft eine Zuckerverwertungssstörung, die eine Folge von erworbenen Mängeln ist)
Übersäuerung meiden, basische und pflanzliche Kost
Genug trinken
Alkohol und Fruchtzucker meiden
Medizinische Ursachentherapie bei Gicht
Empfehlungen von Medizinern
Dr. Kuklinski 2014:
– Kohlenhydrate reduzieren!
– Vitamin B1, B12 und Logi-Kost. in 3 Monaten alles
weg (Fall Kuklinski 2012)
Dies bezieht sich auf Patienten, wo die
Gicht durch Diabetes bzw. durch eine gestörte Zuckerverwertung entsteht.
Anmerkung: Fast alle meiner Patienten mit Mängeln durch
nitrosativen Stress haben so eine gestörte Zuckerverwert. Man kann das
therapieren.
Harnsäure ist ein starker Radikalfänger. Deshalb vermute einige Mediziner, dass der Körper absichtlich Harnsäure erhöht, wenn er unter einer starken Belastung mit freien Radikalen leidet (sogenannter nitrosativer Stress, bei Sportlern auch oxidativer Stress).
Die richtige Maßnahme wäre also in diesem Fall:
a) Ursachen für Radikalbildung abstellen (meist durch Entzündungen
bewirkt), sowie
b) für eine ausreichende Versorgung mit Radikalfängern
sorgen (u.a. Vitamin C, E, A, Cystein, Coenzym Q10, pflanzliche
Radikalfänger).
Unterstützung für Gelenke und Knorpel
Die geschädigten Gelenke benötigen zur Reparatur unter anderem:
– Magnesium, Strontium, Calcium (und für den Calcium-Transport
ausreichend Vitamin D + A + K2 sowie Zink) und Bor für die Knochen.
Viele meiner Patienten haben bei Mg, Str, Ca, Bor, Zink sehr starke Mängel (siehe Spurenelement-Status meiner Patienten)). Da gibt es also was zu tun.
Die geschädigten Knorpel benötigen für die Reparatur:
– ausreichend
Mangan und Kupfer, Knorpel (Chondroitin, Sülze), Schwefel (z.B. als MSM)
Auch Mängel bei Mangan und Kupfer sind sehr verbreitet. (siehe Spurenelement-Status meiner Patienten)
Empfehlungen meiner Patienten
Knoblauch-Zitronen-Kur:
30 Zehen Knoblauch + 5
Biozitronen heckseln, mit 1 l Wasser ansetzen, 1× aufkochen (60 … 70 °C) ,
abseien, in Schraubgläser einwecken – davon täglich 6 TL vor und nach
Mahlzeiten einnehmen. Da die Zitronen als Antioxidanz wirken, riecht
diese Mischung nicht nach Knoblauch.
Eine Patientin mit Gicht in allen Gelenken und
Arthrose bekam mit dieser Kur alle Beschwerden weg.
Anmerkung:
Bei mir selbst haben diese Kuren nicht geholfen.
Sauerkirschen
6 Kirschen pro Tag beseitigten
Gicht (Bericht eines Users auf projectavalon.net)
Ein Patient
berichtete, dass seine Gichtbeschwerden für mehrere Wochen verschwinden,
wenn er 1 Glas Sauerkirschen isst.
Glycin
Senkt die Harnsäurekonzentration und
vermindert somit die Ablagerung von Uratkristallen.
Vitamin C zur Gicht-Prävention:
500 mg Vit. C /pro Tag reduziert 20% das Gichtrisiko
1,5 g Vit. C/pro Tag
reduziert 50% das Gichtrisiko
Vitamin C besitzt
einen urikosurischen Effekt und steigert die Harnsäureausscheidung durch
eine gesteigerte glomeruläre Filtrationsrate über die Niere. Quelle: OM
u. Ernährung 2018/Nr. 162 S. 15
Anmerkung: die Rede ist hier von
Vorbeugung der Entstehung einer Gicht. Bei bereits vorhandener Gicht
wird Vitamin C keine spürenswerte Verbesserung bringen.
Quercetin(ein Pflanzenstoff)
agiert als Radikalfänger und hemmt ein
Metalloenzym, welches die Harnsäurebildung katalysiert. Diese
Hemmwirkung reduziert die Harnsäurebildung und kann zur Behandlung der
Gicht genutzt werden.
Aderlass bei akuter Entzündung
Tipp meiner
Kollegin M. R. zu Blutegeln: Bei Gicht kein Aderlass, sondern erst
warten, bis die Entzündung kommt im Fuß – (das ist dann endlich eine
Reaktion) – dann die Blutegel an den Patient anlegen.
Molybdänmangel weit verbreitet
Molybdän ist für den Stoffwechsel von Harnsäure wichtig. Das auf Molybdän basierende Enzym Xanthinoxidase sorgt u.a. für den Abbau von Purinen zu Harnsäure. Außerdem wird Molybdän in vielen anderen Enzymen benötigt, mit denen Stoffe abgebaut und umgewandelt werden. Einige Forscher nehmen an, dass ein Molybdänmangel ein Co-Faktor für Gicht ist.
Andere warnen vor hohen Molybdänspiegeln, weil die Xanthinoxidase ja überhaupt erst den Abbau der Purine zu Harnsäure ermöglicht. Allerdings vergessen sie, dass solche Vorgänge im Körper immer geregelt sind. Der Körper wird nur das abbauen, was abgebaut werden muss. Ein mehr eines bestimmten Spurenelements führt nach meiner Erfahrung nicht dazu, dass davon abhängige Prozesse über das richtige Maß hinaus hochgeregelt werden.
Deutschland ist Molybdän-Mangelgebiet.
Die
Untersuchungen meiner Patienten zeigen, dass die meisten Menschen
weniger als 10% (das ist 1/10!) der optimalen Molybdän-Menge in ihrem
Körper haben (siehe Bild).
Es ist also zu erwarten, dass sich nicht
abgebaute Purine im Körper stauen und diese Last irgendwann zu
überhöhten Ausscheidungen von Harnsäure führen wird.
Molybdän ist übrigens auch wichtig für die Entgiftung von Alkohol. Dies scheint als zusätzlicher Faktor zu wirken, denn Alkohol behindert die Ausscheidung der Purine über der Niere.
Leider lässt sich ein Molybdänmangel nur sehr langsam abstellen. Es braucht viele, viele Monate täglicher Einnahme.
Menschen, die zusätzlich einen starken
Magnesium-Mangel haben (weniger als 50% Magnesium), scheinen Molybdän gar nicht
aufzunehmen.
Man muss also zuerst einen Magnesium-Mangel beseitigen,
bevor man mit der Molybdän-Therapie anfangen kann. Es kann durchaus ein
ganzes Jahr dauern, bis die Magnesum-Spiegel ausreichend hoch sind. Dann
folgt nochmal ein weiteres Jahr mit Molybdän-Einnahmen.
Insgesamt kommt man auf mindestens 2 Jahre täglicher Einnahmen.
Da das Auffüllen so lange dauert, und weil viele Patienten einen Magnesiummangel haben, habe ich bisher Molybdän nur sehr selten verschrieben. Deshalb kann ich noch keine Langzeiterfahrungen berichten.
Buch: Alma Nissen – Frei von Gicht
Alma Nissen erlangte eine gewisse Berühmtheit in den skandinavischen Ländern
durch ihre Gicht-Diät, mit der sie viele hundert Menschen geholfen hat.
Diese Diät basiert im wesentlichen auf einer Radikalkur mit Kartoffelwasser
(ausgekochte Kartoffeln mit etwas Gemüse), sowie zusätzlich Knoblauch gegen
bakterielle Entzündungen. Zusätzlich wird eine radikale Ernährungsumstellung auf
vegetarische Kost verlangt, am besten roh. Dadurch werden dem Körper die
auslösenden Purine nicht mehr zugeführt.
Alma Nissen erreichte etliche erstaunliche Heilungen mit diesen Methoden. Sie strebte die wissenschaftliche Bestätigung ihrer Methode an, aber die kontaktierten Kliniken in Schweden weigerten sich, Patienten durch sie unter kontrollierten Bedingungen behandeln zu lassen.
Im Jahr 1981 interviewte Peter Laursen Alma für eine Rundfunksendung. Ihre Aussagen fand er so interessant, dass er dieses Interview als Buch veröffentlichte. !984 erschien auch eine deutsche Übersetzung. Weil diese inzwischen vergriffen ist, habe ich 2023 das Buch neu aus dem Dänischen übersetzt.
→ Alma Nissen und Peter Laursen – Frei von Gicht
(freier Download als PDF)
Danke für die Bereitstellung der dänische Fassung im Internet durch Roar, der durch diese Hinweise innerhalb von 3 Wochen von seiner jahrelangen Psoriasis geheilt wurde.
Englischer Erfahrungsbericht von jemand, der die Diät nach 2 Wochen Selbstversuch wegen verschiedener Symptome abgebrochen hat.
Homöopathische Therapie der Gicht
Norbert Enders: Ledum D4 3x täglich
Im akuten Anfall: Urica Urens (Brennessel) – hat nur Sinn, wenn der Körper die Ablagerungen gerade durch eine Entzündung angeht. Die Gicht ist aber eigentlich durch eine Reaktionsstarre gekennzeichnet, wo keine Mittel wirken können (siehe nächster Absatz).
Homöopathische Therapie (miasmatisch)
Es gibt in der Homöopathie eine
Lehre von Reaktionsmustern, in denen die Menschen sich
befinden (Miasmatischen Therapie von Hahnemann, später von anderen
erweitert).
Diese Reaktionsmuster sind (in aufsteigender Schwere):
–
Abwehr und Ausscheidung durch die Haut (Psora) = die eigentlich gesunde
Reaktionsweise
–
weglaufen, Lungenkrankheiten (Tuberkulinie)
–
Stau von unerledigten Dingen, Trägheit (Sykose)
–
Zerfressen des Körpers, Zerfall, Löcher entstehen (Syphilitisch)
–
Krebs, Wucherung
Nach dieser Lehre gilt die Gicht als Endzustand der Sykose. Der Körper hat so viele unerledigte Dinge angehäuft, dass er die Waffen gestreckt hat und in einer absoluten Reaktionsstarre steckt. Es wird nichts mehr erledigt, und der Körper sitzt seine Probleme aus. Interessanterweise spiegelt sich dieses Muster auch oft in der Wohnung der entsprechenden Person wieder.
Reaktionsstarre bedeutet, dass dann auch homöopathische Mittel kaum etwas bewirken können, weil der Körper auf nichts reagiert. Man muss entweder eine akute Krankheit abwarten, die ihn "aufweckt", oder mit aufwendigen Methoden (mehrfache tägliche Einnahme von typischerweise abwechselnd Medhorhinum und Mercurius) ein Aufweichen der Starre erreichen, bis dann endlich eine Reaktion – oft in Form von eitrigen Ausscheidungen – einsetzt. In der Praxis ist das ziemlich schwierig und erfordert viel Geduld.
Meine eigene Erfahrung mit diesem Therapieansatz war erfolglos. In der Tat habe ich meine Gichtsymptome erst seit einem Therapieversuch durch eine Kollegin in miasmatischer Therapie im Jahr 2007. Später habe ich versucht, mit den oben erwähnten täglichen Einnahmen etwas zu bewegen, aber nach einer erfolglosen Woche habe ich die Geduld dazu verloren.