Nebennierenerschöpfung (Adrenal Fatigue)
Was ist eine Nebennierenerschöpfung?
Die Betroffenen haben keine Kraft zu gar nichts, können vor Schwäche manchmal das Bett kaum noch verlassen. Aber das verantwortliche Organ wird fast nie untersucht: Die Nebenniere.
Im Zusammenhang mit Burn out, aber auch bei Funktionsstörungen der Mitochondrien und bei Kryptopyrrolurie kann die Nebenniere ihre Fähigkeit verlieren, lebensnotwendige Hormone in der nötigen Menge auszuscheiden. Vor allem das von der Nebennieren-Rinde gebildete Cortisol fehlt dann. Es können weitere Hormone vermindert sein, die in Mark oder Rinde der Nebenniere gebildet werden (Aldosteron, Adrenalin, Noradrenalin).
Cortisol steuert, wie viel Energie unser Körper bereit stellt. In Stressituationen wird besonders viel Cortisol gebildet, damit wir „vor dem Löwen davon laufen“ können. Cortisol kann auch bewirken, dass aus Fett Zucker gebildet wird. Das kann bei mäßigen Unterzuckerungen lebensrettend sein.
Wenn jemand ständig unter Stress steht, beispielsweise weil er gemobbt
wird, dann erschöpft sich irgendwann die Nebenniere. Sie kann nicht mehr
genug Cortisol bilden. Man wird immer schwächer und landet schließlich in
einem Burn-out.
Andere Arten von Stress können sich ähnlich auswirken,
wenn sie lange genug anhalten.
Geringe Cortisolspiegel sind gefährlich. Ganz ohne Cortisol würde man sterben.
Wenn die Nebenniere nicht mehr richtig arbeitet, fühlt man sich nicht nur furchtbar schwach, sondern auch einige Organe funktionieren nicht mehr richtig. Das sind die Organe, die besonders viel Energie (ATP) benötigen: das Gehirn, die Leber und die Niere. Die Auswirkungen können sehr weitreichend sein. Fataler Weise wird man die Ursache nicht entdecken, solange man nur in diesen Organen selbst sucht.
Energielevel
Objektiv lässt sich schlecht messen, wie viel Energie ein Mensch besitzt. Prinzipiell lässt sich zwar die ATP-Menge in Blutkörperchen bestimmern. Aber diese Messung ist sehr störanfällig.
Glücklicherweise haben wir jedoch eine recht genaue Empfindung dafür,
über wie viel Prozent unserer Energie wir verfügen.
Das erste Mal hörte
ich von dem Arzt Uwe Albrecht davon (siehe
Video oder Buch
„Intuitive Heilung: Die evolutionäre
innerwise-Methode“).
Uwe Albrecht beschreibt, wie man sich bei wie viel Prozent Energie fühlt.
Vorhandene Energie (Schätzwert) | Auswirkungen |
---|---|
100% | man fühlt sich wie frisch verliebt, platzt vor Energie es ist wie fliegen Hindernisse werden einfach überstiegen unvorstellbar gut |
80% | fühlt sich fit, voll leistungsfähig, man erreicht seine Ziele „Es geht mir gut, danke!“ Lust aufs Leben, Anforderungen sind Herausforderungen und machen Spaß |
70% | normal leistungsfähig, aber es war schon besser Wie geht es dir? „Naja, eigentlich gut.“ Tatkraft ist spürbar, Lust auch mal was zu unternehmen mit Pausen dazwischen |
60% | man kann gerade noch das Nötigste erledigen einiges bleibt liegen man bleibt zu Hause, soziale Kontakte sind zu anstrengend nach einem 8-Stunden Arbeitstag geht nichts mehr |
50% | man hält gerade noch so durch, aber Spaß macht es nicht mehr zurückgezogen, freudlos, man muss sich zu allem überwinden vieles bleibt unerledigt |
40% | man kann mit Mühe 4...6 Stunden arbeiten Maximal 4 Stunden Arbeit möglich |
30% | völlig erschöpft nach 2 Stunden Arbeit, weint kann nicht in die Praxis kommen, jeder Weg ist zu anstrengend |
20% | Die Batterie ist leer, man will sterben |
Tabelle: Energielevel nach Uwe Albrecht und Olaf Posdzech
Wer sich selbst kinesiologisch testen kann, z.B. über den sogannten Armlängentest, kann einfach den Körper abfragen „Wie viel Lebensenergie habe ich im Moment? 50%? 60%? …“. Man erhöht dabei die Werte in 10-er Schritten, bis vom Körper ein „Ja“ kommt.
Manche Patienten lassen sich nicht kinesiologisch testen.
Die frage ich einfach, über wie viel Prozent ihrer Energie sie verfügen.
Die getesteten oder gefühlten Werte stimmen bei beiden
Methoden recht gut mit der obigen Tabelle überein.
So ab 65% Energie beginnen die Menschen, wieder Freude im Leben zu haben.
Zwischen 60% (man schafft gerade noch das Wichtige) und 70% (man empfindet Lust auf Taten) liegen Welten.
Bei 60% geht es darum, den Mangel möglichst gut zu verwalten.
Bei 70% ist das Lebensgefühl ganz anders – man hat erstmals wieder Lust aufs Leben und will auch mal was
unternehmen.
Cortisol-Messwerte im Speichel und Fallbeispiele
Normwerte und Messgenauigkeit
Cortisol lässt sich bequem im Speichel messen. Weil der Cortisolspiegel sehr schwanken kann, erhebt man 3 … 5 Werte über den ganzen Tag. Manche Patienten haben morgens ihr Tief, andere am Nachmittag.
Die Speichelmessung von Cortisol bieten in Deutschland viele Labore an. Jedoch lassen sich Messungen verschiedener Labore nicht einfach vergleichen.
Zulässige Mindestwerte und Höchstwerte für Cortisol der Labore Ganzimmun/Medivere, MVZ Ettlingen und CTL
Die Normwerte der verschiedenen Labore variieren (siehe Abbildung). Möglicherweise unterscheidet sich auch die Messgenauigkeit verschiedener Labore. Daher sind in den unteren Befunden zu jedem Fall die Grenzbereiche des jeweiligen Labors eingezeichnet.
Befunde
Fall 1, M 53 Jahre
Vorgeschichte: Lebenslang KPU, seit einer Fastenkur
2006 Burn out mit starker Schwäche
2009 Krebs
2015 immer wieder Schwäche trotz bereits erfolgter Therapie von Mangelzuständen und der
Kryptopyrrolurie, die für etwa 3 Jahre den Zustand auf 60% besserte (wenn
100% gute Energie und Konzentration darstellen)
Starke Benommenheit unter Blutdrucksenkern
Leberschwäche: nichtalkoholische Fettleber, heller Stuhl nach Weizenkonsum
vormittags gefühlt nur 40% Energie, keine Tatkraft, zieht sich seit Jahren zurück
an besseren Tagen Energie im besten Fall bis 60% („Es reicht, um
freudlos einen Teil seiner Aufgaben zu erfüllen.“)
Fall 2, F 50 Jahre
trotz bereits erfolgter Therapie von Mangelzuständen
täglich ab 16:00 total antriebslos, „Gegen 19:00 würde ich am liebsten wie erschlagen
ins Bett fallen.“
monatlich menstruationsabhängige Migräne
Fall 3, M 25 Jahre(!)
benebelter Kopf/Benommenheit und Konzentrationsstörungen, dadurch nicht in der Lage zu arbeiten, Dopamin-Mangel nachgewiesen
nur 30 … 40% Energie „Zum Sterben zu viel. Zum guten Leben zu wenig.“
extreme Muskelschwäche in den Armen
oft heller Stuhl (Leberschwäche)
keine Verbesserung erreicht durch mitochondriale Therapie und Abstellen gefundener Mängel
Fall 4, F 30 Jahre, Zusammenbruch der NN-Funktion nach massivem Stress
1. Phase: Stress
Eine vorgeschädigte Patientin
bekam im Sommer 2019 eine Borrellien-Infektion und wurde daher mit
Doxyciclin behandelt. Nach einer heftigen allergischen Reaktion auf das
Antibiotikum zunehmender Kräfteverlust innerhalb von 3 Wochen. Das löste
natürlich starke Ängste aus, was mit psychischem Stress verbunden ist.
Das in dieser Zeit erhobene Cortisol-Tagesprofil im Speichel zeigt den
enormen Stresszustand mit massiven Ausschüttungen des Stresshormons
Cortisol. Es ist abzusehen, dass der Körper diesen Zustand nicht lange
durchhalten kann.
Mit einem baldigen Zusammenbruch der
Nebennieren-Funktion ist zu rechnen.
Phase 2: Erschöpfung der Nebenniere mit gefährlich niedrigen
Cortisol-Pegeln
Sommer 2020: Die Patientin ist inzwischen ein
Pflegefall geworden und kann das Bett nicht mehr verlassen. Sie muss sogar
ihr Kind weggeben, was sie zusätzlich belastet.
Das Cortisol-Tagesprofil
im Herbst 2020 zeigt nun eine massive Erschöpfung der Nebennierenrinde. Bis
zum frühen Nachmittag sind die Cortisol-Pegel gefährlich niedrig.
Das
zieht zahlreiche Folgen nach sich. Neben der absoluten
Kraftlosigkeit ist die schlimmste Folge ein gestörter
Histaminabbau. Kleinste Mengen Histamin aus der Nahrung, aber auch
aus dem Körper selbst führen zu Entzündungen an allen
möglichen Orten im Körper, die nicht mehr weggehen. Diese Entzündungen
werden durch alles mögliche getriggert.
Leider ist das auch ein ganz
großes Therapiehindernis, denn solche Überreaktionen erfolgen auch auf
Vitalstoffe, die die Patientin wegen der eingetretenen Mängel eigentlich
unbedingt braucht. Sie kann sie daher nicht einnehmen.
Zusätzlich sind
die eingetretenen Entzündungen mit nitrosativem Stress
verbunden, der die Mängel immer mehr verstärkt, weil durch
Nitrostress-Reaktionen immer mehr Vitamine, Radikalfänger und körpereigene
Enzyme zerstört werden.
Deshalb ist in solchen Situation eine Therapie der Nebennierenfunktion der wichtigste erste Schritt. Erst dadurch werden weitere Therapieschritte wieder möglich.