Benommenheit und Konzentrations­störungen

Benommenheit und Konzentrationsstörungen sind Symptome, über die viele Patienten klagen. Die Abstufungen reichen von Wortfindungsstörungen über ADS bis zur Demenz. Viele der möglichen Gründe werden meist gar nicht abgeklärt. Als Folge heißt es dann "Da kann man nichts machen".
Die Übersicht auf dieser Seite zeigt die wichtigsten Ursachen für Benommenheit und Konzentrationsstörungen. Viele davon sind gut behandelbar.

Die wichtigsten Ursachen für Benommenheit und Konzentrationsstörungen

Systematik

Die körperlichen Ursachen für Benommenheit und Konzentrationsstörungen lassen sich in folgende Gruppen einteilen:

  • Mangelnde Bildung von Neurotransmittern
    • Mangel an Serotonin und Dopamin (viele Gründe)
    • Mangel an GABA
    • Mangel an Acetylcholin (selten)
  • Energiemangel im Gehirn
    • mangelnde mitochondriale Funktion in den Gehirnzellen, oft auch Störung der Zuckerverwertung
    • mangelnde Nährstoffversorgung (Störungen der Blutversorgung, Funktion der Blut-Hirn-Schranke)
    • Entzündungen durch Histaminosen (gestörter Histaminabbau im Gehirn)
  • Toxische Belastungen im Gehirn (selten)
  • Organische Störungen im Gehirn (selten)
  • weitere Ursachen
  • nichtkörperliche Gründe

Die ersten beiden Gruppen werden von Neurologen meist gar nicht angesehen. Diese Patienten kriegen dann häufig die Diagnose "alles psychisch bedingt".

Die Ursachen für Benommenheit, sortiert nach der oben aufgeführten Systematik

a) Mangelzustände und Störungen, die einen Neurotransmitter-Mangel bewirken

Untersuchungsmethoden:
Messung KPU oder HPU im Urin
Messung von Serotonin, Dopamin im Speichel oder Blut (Achtung: der größte Teil dieser Neurotransmitter stammt dann aus dem Darm, nicht aus dem Gehirn)
Messung von GABA, Acetylcholin
Haarmineral-Analyse bei einem soliden Labor
Homocystein im Blut
Hinweis: Messungen bei den aufgeführten Vitalstoffen im Blut liefern meist falsch positive Ergebnisse, weil die Mängel im Blut durch die Nährstoffe aus der Nahrung überdeckt werden.

Abhilfe:
Die Abhilfe ist einfach: Man muss jeden vorhanden Mangel abstellen.

Die Zusammenhänge zu Serotonin/Dopamin erkläre ich weiter unten etwas ausführlicher.

 

b) Gründe für Energiemangel im Gehirn

Untersuchungsmethoden:
Cortisol-Tagesprofil im Speichel
SPECT des Gehirns, zeigt mangelnden Zuckerumsatz im Gehirn oder einzelnen Regionen des Gehirns
Doppler-Ultraschall der Halsarterien A. vertebralis und A. radialis (zeigt oft falsch positive Ergebnisse, weil die Durchblutungsstörungen oft nur bei bestimmen Kopfhaltungen auftreten, jedoch in der Regel nur bei normaler Kopfhaltung gemessen wird)
Ultraschall der Halsarterien (zeigt Ablagerungen in den Arterien, Arterosklerose, evtl. auch die seltenen Dissektionen)
Histamin im Blut
Messung von Blutzucker, LDH, Laktat/Pyruvat, Ferritin, Haarmineral-Analyse
Auftreten von Theta-Wellen im EEG während Phasen von Energiemangel
Messung von Hirnschranken-Protein S-100 und NSE (zeigt Untergang von Hirnzellen durch Energiemangel)
MRT Gehirn

 

c) Benommenheit durch Toxische Belastungen

Untersuchungsmethoden:
Labormethoden sind schwierig, weil im Grund viele Toxine im Frage kommen.
Messung von Methan, Ammoniak in der Ausatmluft
Labornachweis von Casomorphin und Gliadorphin
Schwermetall-Mobilisation mit Chelatbindern
Einzelnachweise für vermutete Substanzen

 

d) organische Ursachen

Untersuchungsmethoden
Diagnostik von ALzheimer, Parkinson
MRT, CT Gehirn
Diagnostik der mitochondrialen Leistung (hauptsächlich Anamnese und Laborwerte je nach Geldbeutel)
S-100 und NSE
Nitrotyrosin im Blut (ensteht bei Nitrostress)
weitere

 

e) weitere biochemische und körperliche/organische Ursachen für Einschränkungen der Gehirnleistung und der Nerven

Untersuchungsmethoden
Methylmalonsäure in Urin oder Blut (B12-Mangel)
Omega 3 Fettsäuren (Blut)
Anamnese
weitere, je nach vermuteter Ursache

Wie schwer die Diagnostik der Ursachen von Nitrostress sein kann, zeigt dieser Fall von Dr. Bieger:
Dr. Bieger: Fatigue Bei einem jungen Mann mit herpesviraler Infektion
www.youtube.com/watch?v=0d8hAjcqCiE
Wahrscheinlich hätte die hier geschilderte Ursache kaum jemand anderes herausgefunden: ein aktiver Herpes ohne sichtbare Symptome.

Abhilfe: Mangel beseitigen, Giftzufuhr stoppen (gegebenenfalls entgiften), Genickgelenk stabilisieren. Selbst bei den Krankheiten wie Alzheimer und Parkinson sind oft eine oder mehrere der hier aufgeführten anderen Ursachen beteiligt.

 

f) nichtkörperliche Gründe für Konzentrationsstörungen und Benommenheit

Generell können immer mehrere Ursachen gleichzeitig wirken.

Zu meiner Verwunderung interessieren sich Neurologen kaum für die Biochemie. Ich hatte schon Patienten, die aussagekräftige auffällige Laborwerte zum Neurologen mitgenommen haben – und er wollte noch nicht mal draufsehen.
Mangelzustände werden so gut wie nie gesucht, daher auch nicht gefunden und gelten dann im Glaubenssystem vieler Mediziner als nicht existent.
Abgeklärt werden in der Regel die organischen Ursachen (Alzheimer, Durchblutung, Hirn-CT oder Hirn-MRT).

Neurotransmitter-Mangel als Ursache von Benommenheit und Konzentrationsstörungen

Neurotransmitter sind die Substanzen, mit denen die Nervenzellen miteinander reden. Ohne Neurotransmitter kann man nicht denken. Im Zusammenhang mit Benommenheit und Konzentrationsstörungen (und auch ADS) spielen vor allem Dopamin und Serotonin eine Rolle. Wenn diese fehlen, kann man sich keine neuen Dinge merken, keine Vokabeln, keine Namen und Gesichter. Die Merkfähigkeit ist sehr kurz und reicht in der Regel gerade mal 10 Sekunden. Die Feinmotorik ist gestört. Sobald zu viele Reize auf einen einprasseln, ist man wie erschlagen.
Auch die Stimmung ist oft gedrückt, weil sowohl Dopamin als auch Serotonin nötig sind, um sich wohl zu fühlen. Depression ist eine häufige Begleiterscheinung.

Erkennungszeichen
Bei Neurotransmitter-Mangel hat man meist keine Traumerinnerung. Häufig erzählen die Patienten, sie hätten schon seit Jahren nichts mehr geträumt.

Zur Bildung der Neurotransmitter Dopamin und Serotonin sehen wir uns mal die folgende Abbildung an:

 

Schema: Bildung der wichtigen Neurotransmitter Dopamin und Serotonin aus Aminosäuren

Dopamin und Serotonin werden über Zwischenschritte aus Aminosäuren gebildet (die sind im Bild links zu sehen). Der letzte Schritt dieser Umwandlung benötigt aktiviertes Vitamin B6 (P5P). Der Körper baut dazu Vitamin B6 mit Hilfe von Zink und Magnesium um.
Vielen Kranken fehlt aber Vitamin B6, Zink oder Magnesium. Es reicht, wenn nur einer der drei Stoffe fehlt. Dann können die Neurotransmitter nicht aus den Zwischenstufen gebildet werden, weil kein aktiviertes Vitamin B6 da ist. Das kommt häufig vor.
Ca. 10% aller Menschen haben die Stoffwechselstörung Kryptopyrrolurie. Bei Kranken finde ich sie sogar noch häufiger. Menschen mit Kryptopyrrolurie fehlen gleich zwei dieser Stoffe: Vitamin B6 und Zink gehen da in großer Menge jeden Tag über den Urin verloren.

Die Hämopyrrollaktamurie erfordert ein leicht anderes Vorgehen. Den Patienten fehlt zwar auch Zink, aber selbst wenn es ihnen zugeführt wird, können sie nicht genug aktiviertes Vitamin B6 bilden. Bei ihnen sind zusätzlich Enzyme gestört, die Vitamin B6 (und Vitamin B1 und B2) in die aktive Form überführen. Diese Patienten benötigen Vitamin B6 in der aktivierten Form.

Auch eine weitere Hilfssubstanz kann fehlen: SAM (S-Adenosyl-Methionin). Um diese Substanz zu bilden, braucht der Körper sehr viel Energie. Bei Menschen mit chronischer Schwäche ist daher oft zu wenig SAM da. Glücklicherweise kann man SAM als NEM kaufen. Das soll bei Burn out Wunder wirken. (Habe bisher zwei Patienten, bei denen SAM das psychische Befinden deutlich besserte.)

In seltenen Fällen können auch die Ausgangsstoffe für die Neurotransmitter fehlen, die wir im Bild links sehen. Das sind verschiedene Aminosäuren, die wir uns eigentlich jeden Tag über Eiweiße in der Nahrung zuführen (Phenylalanin, Tyrosin, Tryptophan und Methionin). Ein Mangel entsteht durch großen Verbrauch oder auch, wenn Eiweiße nicht richtig aufgespalten werden können, z.B. weil Vitamin B6 fehlt.
Man kann die Menge dieser Aminosäuren im Blut bestimmen lassen und auf diese Weise einen Mangel entdecken.

Giftwirkungen aufs Gehirn

Auch Gifte können die Funktion der Nervenzellen beeinträchtigen. Dazu zählen vor allem Medikamente, Schwermetalle, Pestizide, Lösungsmittel, Drogen. Sie sehen schon an der Aufzählung: einige davon gehören zum Standard-Lebensumfeld vieler Kranker.

Beispiel Cholesterinsenker: Eine Studie zeigte bei Patienten, die Statine (= Cholesterinsenker) bekamen schon nach zwei Monaten Einnahme bei 50% der Patienten Einbußen in der Denkfähigkeit. Das ist jeder zweite. Selbst nach dem Absetzen der Statine blieben die geistigen Einbußen bei 44% der betroffenen Patienten bestehen (nach nur zwei Monaten Einnahme!) (Wagstaff, L. R., Milton, M. W., Arvik, B. M. et al.: „Statin associated memory loss: analysis of 60 case reports and review of the literature“. Pharmacother. 23 (2003) 871 - 880)

Wenn ich bei Patienten Schwermetalle untersuche, messe ich häufiger eine deutliche Bleibelastung. Zwei Patienten mit deutlich beeinträchtigter Hirnfunktion hatten sich Jahre lang beruflich sehr stark mit Bleidämpfen belastet durchs Löten elektronischer Schaltungen. Ebenso gefährlich sind das Gießen von Zinnfiguren und das Schießen mit Bleimunition im Schützenverein.
Man kann Schwermetalle mit Spezialsubstanzen ausleiten, braucht dazu aber sehr viel Geduld.

Was manchen Menschen noch half

Schwefelkur nach Dr. Probst

Erahrungen mit Schwefelkur aufklappen

1. Herr P: Tägliche Benommenheit seit 5 Jahren durch Einnahme von Blutdrucksenkern. Die Benommenheit setzt jeden Tag gegen 9:00 ein und hält bis ca 17:00 an. Nichts half bisher.

Der Patient beabsichtigte, eine Kur mit elementarem Schwefel nach Dr. Probst durchzuführen. (Vorsicht, diese Kur kann bei einigen Menschen starke Durchfälle auslösen, wenn die Darmflora nicht in Ordnung ist.)
Bereits nach Einname von 1/2 TL Schwefel war meine Benommenheit erstmals seit 5 Jahren von einem Tag auf den anderen verschwunden.
Während der fortgesetzten Kur verschlechterte sich der Zustand wieder etwas – wahrscheinlich durch die Belastung des Körpers mit Schwefelwasserstoffgasen, die auch deutlich riechbar waren. Jedoch blieb auch während der Kur die Benommenheit unter dem sonst üblichen Level. Allein schon zu erleben, dass dies prinzipiell möglich ist, hat mir neue Hoffnung gegeben.

Bei noch weiter fortgesetzter Therapie > 6 Wochen hatte der Patient permanent mit geruchlosen Blähungen zu kämpfen, so dass er sich schließlich für eine Darmsymbioselenkung mit Probiotika entschied.
Kein deutlicher Langzeiteffekt spürbar.

2. Frau W: Benommenheit, Brain fog, Wortfindungsstörungen
Ich bin selbst auch gleich nach der Einnahme des Schwefels wie "aufgewacht", war sofort viel klarer im Kopf. Leider hielt das nur 2 Tage an, dann bekam ich mächtige Darmkrämpfe (ich hatte es auch übertrieben mit der Einnahme), so dass ich erst mal wieder zurückgerudert bin.

3. Patient 3: Benommenheit, Brain fog, Wortfindungsstörungen
keine Wirkung

Patient 4: Benommenheit, Brain fog
keine Wirkung

Umstellung auf LowCarb (1 Bericht)

Erfahrungen mit LowCarb aufklappen

1. Frau W: Benommenheit, Brain fog, Wortfindungsstörungen

Bericht nach 1 Monat zuckerfreier Ernährung und seit 2 Wochen Low carb (täglich <100 g KH)
Jetzt habe ich radikal alle KHe weggelassen: Brot, Reis, Hafer, Kartoffeln, Hülsenfrüchte – alles Obst, außer Beeren – und kann es kaum glauben, dass ich Brotjunky das alles hinter mir lassen kann! Seit dem ich im lowcarb-Modus bin, fühle ich mich großartig, ein unglaubliches Körpergefühl! Alle Gelüste haben sich aufgelöst, der Nebel im Gehirn ist weg, ist bin innerlich ruhig und fokussiert! Ich bin gerade begeistert und super motiviert von meinem Körpergefühl.
Noch keine Langzeiterfahrungen vorhanden.

Einleitung in LowCarb z.B. Daniela Pfeifer – 4 Schritte aus der Zuckerfalle

Zusammenhänge zwischen Psyche und Biochemie

Psychische Faktoren können Störungen der Biochemie auslösen.
Biochemische Störungen können psychische Beschwerden auslösen (Benommenheit, Depressionen, Konzentrationsstörungen).

Es ist daher klug, sich diagnostisch beide Ebenen anzusehen.

So ist bekannt, dass Menschen mit Kryptopyrrolurie noch größere Mengen Vitamin B6 und Zink verlieren, wenn sie psychisch unter Stress stehen. Dadurch verstärkt sich der körperliche Mangel und dieser wiederum führt zu noch dünneren Nerven, weil dann noch weniger Neurotransmitter vorhanden sind.
Psychostress kann auch Entzündungen auslösen und dadurch handfeste körperliche Folgen und Mangelzustände nach sich ziehen.

Anders herum (wie man oben sieht) können sich Mangelzustände so aufs Gehirn auswirken, dass nicht nur das Denken beeinträchtigt ist, sondern auch die Stimmung und die Psyche massiv darnieder liegen.
Eine Depression kann zum Beispiel ganz häufig auf körperliche Mangelzustände zurückgehen. Fehlen Serotonin oder Dopamin, fühlt man sich grundlos traurig. Selbst ein starker Vitamin D-Mangel kann diese Wirkung haben.

 

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